Leidenschaft auf zehn Saiten


 

Eine bemerkenswerte Uraufführung eines Werks von Rudolf Kelterborn für Viola und Gitarre

 

Komponist Rudolf Kelterborn gratuliert Nicolas Corti
(Viola) und Han Jonkers (Gitarre) anlässlich der
Uraufführung seines Werkes im Musiksaal der Musik-
schule Riehen.
Foto: Véronique Jaquet © Riehener Zeitung

Am Sonntag, 21. Oktober fand in der Musikschule Riehen im Rahmen der Sarasinkonzerte ein ausserordentliches Konzert statt. Nicolas Corti, Bratsche und Han Jonkers, Gitarre, spielten im Musiksaal Werke in dieser seltenen Besetzung.
Im gut besetzten Saal fand sich ein bunt gemischtes Publikum von Kindern bis zu älteren Semestern ein, das den gekonnten Darbietungen der beiden Künstler lauschte.

Die Musikschulleiterin Claudia de Vries stellte in einer kurzen, informativen Einführung die beiden Künstler vor, ebenso den anwesenden Komponisten Rudolf Kelterborn, dessen Uraufführung der Anlass für dieses Konzert war. Es war das einzige Werk im Programm, das original für diese Besetzung geschrieben wurde. Mit einem Cantabile des Violinvirtuosen Paganini, der auch Gitarre gespielt hatte, eröffneten die Musiker ihr Konzert. Corti nahm das Publikum von Beginn weg ein mit dem sensiblen Ton seiner Bratsche  und einer wunderbaren Gestaltung der Melodien; Jonkers überzeugte als einfühlsamer Begleiter.

Rudolf Kelterborns Duett für Viola & Gitarre entstand auf Anregung von Corti und Jonkers im Jahre 2018. Nach dem lieblichen, melodiösen Paganini standen jetzt verschiedenste Klänge und Rhythmen im Zentrum. Die Musiker waren aufs Äusserste gefordert, da sie ihre Instrumente auf zum Teil kaum für möglich gehaltene Arten streichend, zupfend oder schlagend erklingen liessen. Zum Stück sagt Kelterborn: «Das einsätzige Werk könnte mit einer Wanderung von A nach B verglichen werden: Durch wechselnde (musikalische) Landschaften mit Umwegen und Ruhepunkten. Jedermann kann beim Zuhören eigene assoziative Phantasien und Bilder entfalten – aber meine eigenen Einfälle waren nicht bildhafter oder erzählerischer, sondern musikalischer Art.» – Grosser, begeisterter Applaus für die Interpreten und den Komponisten.

 

Die dreisätzige Sonate «Arpeggione» komponierte Franz Schubert auf Anregung des bekannten Wiener Instrumentenbauers Stauffer für das gleichnamige Instrument und Klavier. Der Arpeggione war eine Art gestrichene Gitarre mit Bünden auf dem gewölbten Griffbrett. Leider ist diese Sonate die einzige Komposition von Schubert für dieses Instrument geblieben, wie Jonkers erklärte. Das Werk wurde von beiden Musikern souverän interpretiert. Auch die Solostellen der Gitarre kamen bestens zur Geltung.
Ravels etwas kürzere, aber hübsche Pièce en forme de Habanera hatte es vielleicht etwas schwer neben den anderen, längeren Kompositionen des Abends.

Café 1930 und Bordel 1900 aus Histoire du Tango von Astor Piazzolla, ursprünglich für Flöte und Gitarre geschrieben, passten perfekt als Schlussstücke. Mit rhythmischer Präzision und sicherem Gespür für wirkungsvolle Interpretation servierten Corti und Jonkers dem Publikum ein musikalisches Feuerwerk. Als Zugabe gab es noch eine melancholisch schöne Milonga des selben Komponisten.
Viola und Gitarre kamen im akustisch guten Musiksaal gleichwertig zur Geltung. Die Balance stimmte auch bei leisen Flageolettönen der Gitarre, die bis hinten im Saal hörbar waren.

Abschliessend kann man sagen, dass es kaum verständlich ist, dass es nur so wenig Originalliteratur für die Besetzung Bratsche und Gitarre gibt. Dank gebührt deshalb Rudolf Kelterborn für sein Duett für Viola & Gitarre und den beiden Musikern für das erfolgreiche Konzert.
 
 
Christoph Rüegg
Dieser Blogartikel wurde verfasst von Christoph Rüegg. Er ist Gitarrist (Konzertdiplom Musikhochschule Zürich), arbeitet als Ensemble- und Chordirigent, als Musikpädagoge an der Musikakademie Basel, der Pädagogischen Hochschule FHNW sowie an mehreren Gymnasien in Baselland und Baselstadt.
 

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