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Wie die Sonate entstand
Inspiriert von der Solosonate für Violine, op. 25 Nr. 3 «Ballade» von Eugene Ysaye, begann ich 1996 mit einem Solostück für Viola, das ähnlich verhalten und spannungsreich in der Einleitung, aber ebenso wild ausbrechend in Durchführung und Reprise werden sollte. Die Hauptidee war, in kurzweiliger Dauer - nur in zwei statt drei Sätzen - die Unberechenbarkeit, aber auch die Schönheit des Meeres zu vermitteln. Ähnlich wie es Debussy zu seinem «La Mèr» geäußert hat, geht es mir dabei nicht um die genaue Schilderung der Strömungen, Stürme oder Wellen u. V. m., sondern um Erinnerungen, Gefühle und Assoziationen, die ich mit dem Meer in Verbindung bringe. In polyphonem Pizzicato erklingt anfangs das leittonarme Thema der Ebbe, später das Thema der Flut mit seinen großen Intervallsprüngen. Während die Tonalität nur vereinzelt durch Läufe in Ganztonreihen erweitert wird, steigert sich die Virtuosität besonders in der Durchführung, dem Sturm. Ponticello und sul tasto erwünscht! Im Finalsatz wird das getragene, sonore Kopfthema mehrfach variiert, wobei unter anderem Bariolage und sich steigernde Arpeggien zur Wirkung kommen. Technisch gesehen, bietet dieses Stück außerdem eine virtuose Vorbereitung auf Bartoks Konzert für Viola, oder z. B. auf die Solosuiten von Max Reger. Erhältlich ist es bei: notenversand-bergisch-land.de unter WK 5536
Über die Sätze und die Spielpraxis
Das Stück beginnt im Andante misterioso mit einem melancholischen Thema, meist auf der G-Saite, wobei es von Viola II mit einem gemächlichen Bordun begleitet wird. Sehr markant tritt es bei «Doppio movimento» zuerst mit Viola I auf, wird aber in der Viola II noch intensiviert durch stürmische modale Läufe und rhythmische Verdichtung. Nach einem kurzen Seitenthema und einer Reminiszenz an die Einleitung folgt die Durchführung, in der die Viola I wieder die Oberhand bekommt und sich von Arpeggien in wechselhaften Klangfarben begleiten lässt. Nach einer gemeinsamen Fortissimo - Fermate klingt der Satz mit einer ruhigen Coda aus. Der 2. Satz (Tema con cinque variazioni) geht auf ein ostjüdisches Liebeslied zurück: «In Misraech Sát» («Auf der Morgenseite»). Im Original ursprünglich in e-moll, erklingt es aber hier in a-moll und wird abermals meist 'sul G' vorgetragen. Die 3. Var. (sehr langsam) ist heikel, weil fast jede Note ein 'Kontrastprogramm' zur vorigen in Artikulation und Klang bildet. Aber dankbar, denn mit gesteigertem Aufeinander-Hören kommt das Thema doch wieder zum Vorschein, in einem anderen Licht. Ganz anders wieder der Finalsatz «Alla burla»: Mit anfangs verwirrenden Taktwechseln und einem quirligen Thema bietet er trotz nachdenklicher Seitengedanken einen virtuosen Kehraus in C - Dur. Dazu tragen wesentlich die sich noch flinker abwechselnden Soli bei, vor allem die Motorik unerbittlich fordernder Sechzehntel - Triolen. Die Spieldauer beträgt ca. 18 Minuten. Bewährt hat es sich (bei zwei normalen Metallpulten), sie nebeneinander aufzustellen. Viola I steht immer rechts und blättert, denn der 1. und 3. Satz sind so geschrieben, damit Viola II während des Blätterns weiterspielen kann. Einige Seiten müssen leider kopiert und zu Begin immer ausgeklappt werden. Aber der kleine Aufwand lohnt sich bestimmt. Das Stück ist bei notenversand-bergisch-land.de unter der Nr. WK 5524 erhältlich